Im Jahr 2025 jährt sich zum 80. Mal ein Ereignis von überragender historischer Bedeutung für Deutschland. Das Land lag nach dem Ende der NS-Diktatur in Trümmern, als in Wennigsen Sozialdemokrat*innen aus ganz Deutschland und dem Londoner Exil unter der Führung von Kurt Schumacher zusammenkamen, um den Wiederaufbau eines freiheitlich demokratischen Deutschlands voranzubringen. 

Die Sozialdemokrat*innen des Wennigser Ortsvereins verfügen über zahlreiche Dokumente, die die Ereignisse im Oktober 1945 und der Nachkriegszeit belegen. Seit drei Jahren wühlen sich auf Initiative von Maike Lechler auch Jochen Arndt und Dr. Wolfgang Schulz durch einen Berg von Zeitungsartikeln, Broschüren, Fotos, Protokollen und Videomaterial. „Ein echter Schatz“, sagt Maike Lechler. Diese Einschätzung teile auch die Friedrich-Ebert-Stiftung und das Archiv der sozialen Demokratie in Bonn, sowie der SPD-Bezirksverband und das Regionsarchiv, sagt Lechler, denn es gibt nur wenige Ortsvereine, die noch alle ihre Dokumente gebündelt seit 1945 zusammen haben.

In Wennigsen habe es damals Unterstützung durch engagierte SPD-Mitglieder für die Konferenz vom 5. bis 7. Oktober 1945 im damaligen Bahnhofshotel Petersen, heute der Calenberger Hof mit indischer Küche, gegeben. „Die Wennigser konnten in der Nachkriegsnot Lebensmittel und Unterkünfte für die rund 85 Delegierten organisieren“, lautet die Einschätzung der Archivgruppe.

Auf Einladung von Kurt Schumacher, dem Beauftragten der SPD in den drei Westzonen, kamen Sozialdemokrat*innen zur sogenannten Reichskonferenz in Wennigsen zusammen. Otto Grotewohl, Gustav Dahrendorf und Max Fechner repräsentierten die sowjetische Besatzungszone, Erich Ollenhauer, Erwin Schöttle und Fritz Heine reisten vom Exilvorstand der SPD in London an.

„In der deutschen Geschichte gibt es kaum eine andere Phase, in der die damalige Entwicklung so stark mit dem heutigen Gesellschaftsverständnis verknüpft ist. Dies ist die Bruchstelle von Diktatur zur Demokratie, vom Zusammenbruch zum Wiederaufbau“, sagt Dr. Wolfgang Schulz. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Historie seiner Partei, initiierte unter anderem die Ausstellung „Deutsche Geschichte in Wennigsen. Ortsdokumente vom Wiederaufbau von Staat und Gesellschaft, Kurt Schumacher und die Reichskonferenz in Wennigsen 1945“ anlässlich der 800-Jahr-Feier der Gemeinde Wennigsen. Zusätzlich wurde die Ausstellung dreimal in Frankreich in der Wennigser Partnerstadt Forges-les-Eaux und in der Universität Rouen gezeigt.

Schulz, Arndt und Lechler sind eifrig dabei, die historischen Dokumente zu digitalisieren und dauerhaft zu erhalten. Besonders die wertvollen Interviews mit Zeitzeug*innen, darunter Dr. Annemarie Renger (Bundestagspräsidentin a.D.) sollen nicht in Vergessenheit geraten. Die Mitglieder des Ortsvereins konnten bereits ihre Erinnerungen beitragen. Im April waren sie zu einer Videovorführung eingeladen. 

Die Archivgruppe arbeitet auch mit dem Archiv der Gemeinde Wennigsen, dem Regionsarchiv und dem SPD-Bezirksverband zusammen. „Unser Ziel ist es, die Dokumente dort sicher einzulagern, damit sie der Nachwelt präsentiert werden können“, sagt Lechler. Die Gruppe bereitet nun intensiv das 80-jährige Jubiläum der Wennigser Konferenz im nächsten Jahr vor. Unter anderem ist ein Besuch des Archivs der sozialen Demokratie in Bonn, eine Wiederauflage der von Schulz verfassten Broschüre sowie ein Video-Zusammenschnitt mit den ZeitzeugInnen-Interviews geplant.

Wer noch etwas aus dieser Zeit beitragen kann, kann sich gerne melden.

SPD-Sommerfest am 13. Juni 2025